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Lebensversicherung – kühler Kopf ist angebracht!
Bei Frank Plasbergs Talkshow „Hart aber fair“ wurde darüber diskutiert, ob den Lebensversicherern ein Crash droht. Dabei wacht die deutsche Finanzaufsicht BaFin sehr streng darüber, dass die Lebensversicherer alle Garantien und Zusagen an ihre Kunden bedienen können. Das gilt auch langfristig: Stolze eine Billion Euro haben die Versicherer als zusätzliche Reserve angespart.
Am Montag debattierte Frank Plasberg zur besten Sendezeit über das Thema „Crash der Lebensversicherungen – Panikmache oder echte Gefahr?“ Anlass ist ein Buch des früheren Versicherungsmanagers Sven Enger. Er argumentiert, aufgrund des Nullzinses an den Kapitalmärkten und der Alterung der Gesellschaft könnten die Lebensversicherer Schiffbruch erleiden. Und diese Sendung lieferte nicht unbedingt mehr Klarheit im Sinne des Kunden. Mitunter wurden Fachbegriffe und vermeintliche Fakten wild durcheinander geworfen, so dass auch einige Medien im Rückblick bescheinigten, die Verbraucher seien nachher „verwirrter als zuvor“ gewesen. So zumindest urteilte die Rheinische Post.
Versicherungsaufsicht wacht strenger als je zuvor
Fakt ist: Das aktuelle Niedrigzins-Umfeld bedeutet auch für die Lebensversicherer eine Herausforderung. Gerade bei Altverträgen mit Garantiezins sind sie verpflichtet, große Teile der Beiträge in festverzinsliche Anleihen zu stecken. Doch diese werfen aktuell nur noch wenig ab. Das haben sich die Versicherer nicht ausgesucht: Sie müssen auf die Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) reagieren.
Fakt ist aber ebenfalls: Noch nie wurde die Stabilität der Versicherer so streng beaufsichtigt wie derzeit. Hier hat die Finanzaufsicht auch aus den Erfahrungen der letzten Finanzkrisen gelernt und die Anforderungen an die Gesellschaften verschärft. So ist im Januar 2016 das neue europäische Aufsichtssystem Solvency II in Kraft getreten, das erweiterte Pflichten für die Versicherer vorsieht. Über die Einhaltung wacht unter anderem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Strenge Prüf- und Dokumentationspflichten
Unter anderem müssen die Versicherer einen jährlichen Prüfbericht vorlegen, in dem sie nachweisen, dass sie genug Eigenkapital haben, um auch langfristig alle Garantien und Zusagen an ihre Kunden zu erfüllen. Das beinhaltet auch, dass sie verschiedene Krisen-Szenarien in Modellrechnungen durchrechnen müssen. Auch extreme Szenarien: etwa, wenn Naturkatastrophen auf plötzlich fallende Aktienkurse und eine Inflation treffen. Die entsprechenden Prüfberichte müssen die Versicherer auch der Öffentlichkeit zugänglich machen. Und wenn die BaFin Zweifel an der Stabilität eines Versicherers hat, kann sie Maßnahmen verlangen, um dies zu korrigieren.
Darüber hinaus müssen die Versicherer weitere Regeln beachten und deren Einhaltung an die BaFin melden. Unter anderem, dass sie Prinzipien des „Good Governance“ befolgen: also zum Beispiel die Vorstände geeignet sind, ein solches Unternehmen auch zu führen. Und die Versicherer müssen nachweisen, dass sie ein gutes Risikomanagement betreiben, also keine unnötigen Risiken eingehen.
„Aktuell sehe ich keinen Grund zur Sorge“, hat folglich auch BaFin-Chefaufseher Frank Grund im Januar dem Deutschlandfunk gesagt. Derzeit könnten alle Lebensversicherer ihre Zusagen erfüllen. Und die Finanzaufsicht sei auch bereit, die regulatorischen Maßnahmen zu verschärfen, wenn sie den Eindruck hat, das sei erforderlich. Hier gilt es auch zu berücksichtigen, dass die Versicherer ein stolzes Polster für schlechtere Zeiten angespart haben: das sogenannte Solvenzkapital. Dieses summiert sich mittlerweile auf fast eine Billion Euro!
Kein Anlass zur Panik!
In Plasbergs Talkshow wurde immerhin noch einmal rausgestellt, dass kein Lebensversicherungs-Vertrag voreilig gekündigt werden sollte. Gerade Altverträge versprechen oft einen Zins, der mit ähnlichen Sicherheiten heute nicht mehr zu erzielen ist. Nicht umsonst haben die Deutschen 90 Millionen Verträge abgeschlossen: Das sind mehr, als es Einwohner gibt. Und eines darf man bei der aktuellen Debatte auch nicht vergessen: Lebensversicherungen sind mehr als ein Anlageprodukt. Sie bieten zusätzlich einen Risikoschutz, der wegfallen würde, wenn man sich vom Vertrag trennt. Auch dieser Risikoschutz will finanziert sein!
Kein Finanzprodukt ist ganz ohne Risiko. Aber dass die Lebensversicherung noch immer ein relativ sicheres Produkt ist, zeigt ein anderer Fakt: Kunden, die bei einem deutschen Lebensversicherer ihren Vertrag durchgehalten haben, haben bisher auch immer die garantierte Summe erhalten. Das gilt durch alle Krisen hinweg, wie auch Kritiker der Branche zugeben müssen.