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Der Höchstrechnungszins in der Lebens- und Rentenversicherung: Definition, Bedeutung und Entwicklung
Der Höchstrechnungszins – oft auch als „Garantiezins“ bezeichnet – ist eine wichtige Größe in der Lebens- und Rentenversicherung in Deutschland. Er wirkt sich direkt auf die Höhe der garantierten Leistungen für Versicherte aus. In diesem Artikel erfahren Sie, was der Höchstrechnungszins ist, welche Rolle er für Versicherungen spielt und wie sich seine Werte historisch entwickelt haben.
Was ist der Höchstrechnungszins?
Der Höchstrechnungszins ist der maximale Zinssatz, den Versicherer bei der Kalkulation von garantierten Leistungen ansetzen dürfen. Dieser Zinssatz wird vom Bundesministerium der Finanzen festgelegt und regelmäßig an die Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt angepasst. Ziel ist es, dass Versicherungsunternehmen auch langfristige Verpflichtungen zuverlässig erfüllen können. Der Höchstrechnungszins gilt vor allem für kapitalbildende Lebensversicherungen und Rentenversicherungen, die Garantien für die Auszahlung von Sparbeiträgen geben.
Warum ist der Höchstrechnungszins wichtig?
Der Höchstrechnungszins spielt sowohl für Versicherungsnehmer als auch für die Versicherungsunternehmen eine zentrale Rolle.
Vorteile für Versicherungsnehmer
Ein höherer Höchstrechnungszins bedeutet, dass Versicherungsnehmer über die Laufzeit des Vertrags hinweg eine höhere garantierte Verzinsung erhalten. So können Versicherte sicher sein, dass ihre eingezahlten Beiträge mit einem festgelegten Zinssatz verzinst werden und sie dadurch eine garantierte Mindestsumme am Ende der Vertragslaufzeit erhalten.
Vorteile für Versicherer
Ein vorsichtig kalkulierter Höchstrechnungszins hilft Versicherungsunternehmen, ihre langfristigen Verpflichtungen verlässlich zu planen und abzusichern. Insbesondere in Zeiten niedriger Zinsen ist es schwierig, durch Kapitalanlagen höhere Renditen zu erzielen. Ein zu hoher Garantiezins würde daher das Risiko erhöhen, dass die Versicherer ihre zugesicherten Leistungen nicht mehr finanzieren können.
Entwicklung des Höchstrechnungszinses in Deutschland
Seit 1986 wurde der Höchstrechnungszins in Deutschland mehrfach angepasst. Ursprünglich lag der Zins noch deutlich über 3 %, doch aufgrund der sinkenden Marktzinsen musste er schrittweise gesenkt werden. Seit 2022 liegt er bei einem historischen Tiefstand von 0,25 %. Ab 2025 soll der Höchstrechnungszins wieder leicht auf 1 % angehoben werden, da sich die Kapitalmarktzinsen stabilisiert haben und die Anleiherenditen gestiegen sind
Gesamtverband der Versicherer (GDV)
Zeitraum | Höchstrechnungszins |
---|---|
07/1986 – 06/1994 | 3,50 % |
07/1994 – 06/2000 | 4,00 % |
07/2000 – 12/2003 | 3,25 % |
01/2004 – 12/2006 | 2,75 % |
01/2007 – 12/2011 | 2,25 % |
01/2012 – 12/2014 | 1,75 % |
01/2015 – 12/2016 | 1,25 % |
01/2017 – 12/2021 | 0,90 % |
01/2022 – 12/2024 | 0,25 % |
Ab 2025 | 1,00 % |
Quelle: Bundesministerium der Finanzen, GDV, Deutsche Aktuarvereinigung (DAV)
Einfluss des Höchstrechnungszinses auf verschiedene Versicherungsprodukte
Der Höchstrechnungszins hat einen direkten Einfluss auf verschiedene Versicherungsprodukte, insbesondere solche, die langfristige Garantien und Kapitalaufbau bieten. Die Höhe des Zinses bestimmt, wie viel Versicherungsnehmer in ihren Verträgen an garantierten Leistungen erhalten, und spielt eine entscheidende Rolle bei der Berechnung der Renten, der Kapitalauszahlung und anderer fest zugesicherter Beträge.
- Kapitallebensversicherung
Bei Kapitallebensversicherungen dient der Höchstrechnungszins zur Berechnung der garantierten Auszahlungssumme am Ende der Vertragslaufzeit. Das bedeutet, dass bei einem höheren Zins Versicherte mehr Kapital garantiert bekommen. Ein niedriger Höchstrechnungszins kann jedoch zu geringeren garantierten Auszahlungen führen und macht die Versicherung stark von zusätzlichen Überschussbeteiligungen abhängig, um attraktive Leistungen zu bieten. - Private Rentenversicherung
Der Höchstrechnungszins wirkt sich hier auf die Höhe der garantierten Rentenzahlung aus. Versicherer verwenden den Zins, um die Mindestrente zu berechnen, die dem Versicherungsnehmer im Ruhestand regelmäßig ausgezahlt wird. Je höher der Höchstrechnungszins, desto höher ist die garantierte Rente, die der Kunde erwarten kann. In Zeiten eines niedrigen Höchstrechnungszinses fällt die garantierte Rente entsprechend niedriger aus, wodurch Kunden verstärkt auf mögliche Überschüsse angewiesen sind. - Riester- und Rürup-Renten
Bei staatlich geförderten Altersvorsorgeprodukten wie der Riester- und der Rürup-Rente ist der Höchstrechnungszins ebenfalls relevant. Da diese Produkte oft eine Kapitalgarantie oder Mindestverzinsung beinhalten, hilft der Höchstrechnungszins, ein Mindestsicherheitsniveau für die eingezahlten Beiträge zu gewährleisten. Bei einem niedrigen Zins ist jedoch die garantierte Kapitalbildung begrenzt, was diese Produkte für konservative Anleger weniger attraktiv machen könnte. - Berufsunfähigkeitsversicherungen mit Kapitalaufbau
In speziellen Berufsunfähigkeitsversicherungen, die eine kapitalbildende Komponente enthalten, kann der Höchstrechnungszins ebenfalls eine Rolle spielen. Hier dient er dazu, den Mindestwert zu bestimmen, der ausgezahlt wird, falls der Versicherungsnehmer bis zum Ablauf der Versicherung berufsunfähig wird. Der Höchstrechnungszins wirkt sich also auf den angesparten Betrag aus, der als Teil der Leistung zurückgelegt wird. - Klassische betriebliche Altersversorgung (bAV)
In der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) können Produkte mit Garantien ebenfalls vom Höchstrechnungszins beeinflusst werden. Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern häufig Rentenzusagen, die auf einem bestimmten Zinssatz basieren. Der Höchstrechnungszins bestimmt hier die Mindestverzinsung der Einlagen, die zur Finanzierung späterer Rentenzahlungen genutzt werden. Ein niedriger Höchstrechnungszins führt dazu, dass das garantierte Rentenniveau sinkt und stärker von Marktgewinnen abhängt.
Zusammenfassung des Einflusses
Der Höchstrechnungszins sichert die garantierten Leistungen ab, die Versicherungen bei kapitalbildenden Produkten zusagen. Ein höherer Zins ist dabei für Versicherungsnehmer vorteilhaft, da die garantierte Auszahlungssumme oder Rentenhöhe steigt, was für mehr Planbarkeit sorgt. Ein niedriger Höchstrechnungszins hingegen setzt Versicherte stärker von den marktbedingten Überschussanteilen abhängig. Versicherungsnehmer sollten daher bei Vertragsabschluss stets auf den aktuellen Höchstrechnungszins und die daraus resultierenden Garantien achten.
Anhebung des Höchstrechnungszinses ab 2025
Nach vielen Jahren des Rückgangs wurde kürzlich beschlossen, den Höchstrechnungszins ab 2025 auf 1 % zu erhöhen. Diese Entscheidung wurde getroffen, um den steigenden Zinsen auf dem Kapitalmarkt gerecht zu werden. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) und das Bundesministerium der Finanzen erhoffen sich, dass durch die Anhebung die Lebensversicherungen und anderen kapitalbildenden Produkte für Kunden attraktiver werden und Versicherer eine verlässliche Kalkulationsbasis erhalten
Fazit
Der Höchstrechnungszins ist ein entscheidender Faktor, der sich direkt auf die garantierten Leistungen in Lebens- und Rentenversicherungen auswirkt. Für Versicherungsnehmer bedeutet ein höherer Garantiezins eine höhere Sicherheit und eine verlässliche Verzinsung der Beiträge. Die geplante Anhebung ab 2025 auf 1 % ist eine erfreuliche Nachricht für Verbraucher und zeigt die positive Entwicklung der Kapitalmärkte.
Durch die Anpassung des Höchstrechnungszinses stellt die Versicherungsbranche sicher, dass Versicherungsprodukte nachhaltig kalkuliert sind und Versprechen langfristig eingehalten werden können.