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Was ist das Generationenkapital?
Die Bundesregierung plant, das Umlageverfahren in der gesetzlichen Rente mit einem Kapitalstock zu stabilisieren. Doch was verbirgt sich hinter den Plänen? Und müssen die gesetzlich Rentenversicherten nun fürchten, dass Geld verzockt wird?
„Generationenkapital“: So ist eines der wichtigsten Reformprojekte der Bundesregierung umschrieben. Ursprünglich als „Aktienrente“ bekannt, plant die Ampelregierung derzeit, einen zusätzlichen Kapitalpuffer für die gesetzliche Rente zu schaffen. Denn diese funktioniert derzeit als Umlageverfahren. Stark vereinfacht wird jeder von den Beitragszahlern eingenommene Euro sofort wieder für Renten ausgegeben, abgesehen von einer Notreserve. Das funktioniert in einer alternden Gesellschaft aber nur bedingt, stehen doch immer mehr Rentnerinnen und Rentner immer weniger Beitragszahler gegenüber. Somit gerät die Finanzierung der Rente unter Druck.
In den letzten Wochen wurden erste Details eines Gesetzesentwurfs öffentlich, der aber derzeit zwischen den Ministerien abgestimmt wird und noch nicht öffentlich vorgestellt wurde. Daraus geht auch hervor, wie dieses Generationenkapital funktionieren soll. Zunächst ist vorgesehen, 10 Milliarden Euro einer öffentlichen Stiftung anzuvertrauen, die das Geld dann anlegt. Im Jahr 2024 soll dann auf 12 Milliarden aufgestockt werden und sich der Betrag jährlich um drei Prozent erhöhen. Zusätzlich soll der Stiftung Bundesvermögen in Höhe von 15 Milliarden Euro übertragen werden: stark vereinfacht Eigenkapital, das als Sicherheit dient. So soll bis zum Jahr 2035 ein Volumen von 200 Milliarden Euro angespart werden.
Angedacht ist dann, dass das Generationenkapital ab Mitte der 2030er Jahre eingesetzt wird, um das Rentenniveau und die Beiträge zu stabilisieren. Das bedeutet aber auch, dass für Rentnerinnen und Rentner keinerlei individuelle Ansprüche entstehen, wie dies ursprünglich angedacht gewesen ist. Es bleibt ein weitgehend anonymer und öffentlich verwalteter Topf.
Eine Besonderheit ist hierbei die Finanzierung. Die soll nämlich auf Pump erfolgen: über ein Darlehen des Bundes. So sollen die Gelder auch nicht direkt entnommen werden. Zur Stabilisierung der Rente dienen stattdessen die Beträge, die der Fonds als Rendite mit den angelegten Geldern erwirtschaftet. Das kann aber tatsächlich funktionieren, weil der Zins, den der Bund für ausgegebene Staatsanleihen zahlen muss, in der Regel niedriger ist als das, was üblicherweise am Kapitalmarkt mit Aktien und Fonds erwirtschaftet werden kann. Allerdings hat die Finanzierung über das Darlehen auch Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des Generationenkapitals laut werden lassen, weil damit wohl die verfassungsrechtlich verankerte Schuldenbremse umgangen werden soll.
Und wird mit den Geldern nun an der Börse gezockt? Viele Ökonomen sind sich einig: nein. Keineswegs nämlich wird der Fonds das Generationenkapital in hochriskante Anlagen wie etwa Verbriefungen stecken oder täglich damit spekulieren: Das dürfte ihm sogar verboten sein. Stattdessen entsteht ein staatlich verantworteter Mischfonds mit hoher Aktienquote, der mit einem langfristigen Horizont angelegt wird und breit gestreut investiert: sowohl international als auch nach verschiedenen Branchen. Das minimiert das Risiko deutlich. Zwar kann der Fonds insgesamt an Wert verlieren, wenn es den Börsen schlecht geht. Dies dürfte aber in der Regel nur eine Momentaufnahme sein. Schon die breite Streuung trägt dazu bei, dass es nahezu ausgeschlossen ist, dass alle Einzelpositionen im Minus liegen und insoweit überhaupt keine Mittel aus Kursgewinnen realisiert werden können. Die Erträge werden schwanken: aber auch die Wertentwicklung an den Börsen in den letzten Jahren und Jahrzehnten deutet darauf hin, dass mit einer solchen Anlagestrategie ein beständiger Wertzuwachs der investierten Gelder möglich ist.
„Die Aktienrente und das Generationenkapital sind keine Wette!“, schlussfolgern deshalb Anlageexperten: auch mit Blick auf Vorurteile, die viele Deutsche noch immer gegenüber Aktien und Fonds haben. Und zugleich kann der Fonds auch als Vorbild dienen, wie Privatsparer vergleichsweise sicher ihr Geld anlegen. Die Gelder breit streuen und mit langfristigen Blick anlegen, zudem nicht bei jeder Kursschwankung panikartig reagieren. Grundsätzlich empfiehlt sich eine breit aufgestellte Strategie der zusätzlichen Altersvorsorge, die sowohl die private als auch betriebliche Vorsorge nutzt. Denn trotz Generationenkapital: Auch in Zukunft wird die gesetzliche Rente allein vielen Bürgerinnen und Bürgern kein auskömmliches Einkommen im Alter garantieren. Welche Optionen es hierfür gibt, klärt ein Beratungsgespräch.