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Nahles-Rente: bald eine Alternative?
Geht es um die Betriebsrente, so ist seit 2018 der Abschluss der sogenannten Nahles-Rente möglich, auch bekannt als Tarifpartnermodell. Bisher wird sie aber nur in wenigen Branchen angeboten. Kann sie sich lohnen?
Lange galt die Nahles-Rente als Rohrkrepierer. Seit 2018 kann diese Form der betrieblichen Altersvorsorge in Deutschland angeboten werden. Doch erst im Herbst 2022 war es Beschäftigten auch tatsächlich möglich, sie abzuschließen. Denn Bedingung ist, dass sich Tarifpartner -also Arbeitgeber-Verbände und Gewerkschaften- auf ein Modell einigen. Hier stellten sich vor allem die Gewerkschaften lange quer.
Grund ist, dass bei dem Tarifpartnermodell die Höhe der Rente nicht -wie bei Betriebsrenten üblich- garantiert ist. Sogenannte Leistungszusagen sind sogar verboten. Der Arbeitgeber verpflichtet sich lediglich, regelmäßig einen bestimmten Beitrag einzuzahlen, der dann entsprechend am Kapitalmarkt angelegt wird. Somit können diese Betriebsrenten vorerst nur bei rund 50 Betrieben der Energie- und Wasserwirtschaft und der Chemieindustrie abgeschlossen werden. Branchenbeoachter rechnen aber damit, dass bald weit mehr Branchen nachziehen werden.
Hat das Tarifpartnermodell aber überhaupt Vorteile, wenn doch die Rente nicht garantiert ist? Das Risiko, wie hoch die Rente ausfällt, ist hier unter Umständen größer. Aber es gibt tatsächlich einen sehr wichtigen Pluspunkt. Mit dem Wegfall der Garantien können die Beiträge auch verstärkt in Aktien und Fonds gesteckt werden statt in lang laufende Anleihen, mit denen laut Gesetz Leistungszusagen abgesichert werden müssen. Und das verspricht eine höhere Rendite. Im nun abgeschlossenen Modell zahlt der Arbeitgeber zudem einen zusätzlichen Sicherheitsbeitrag in Höhe von sieben Prozent der geleisteten Beiträge. Er soll dazu beitragen, Marktschwankungen zum Schutz der Rente auszugleichen.
Zudem müssen die Arbeitnehmer nicht blind zusehen, in welche Geldanlagen die Beiträge gesteckt werden. In einem Sozialpartner-Beirat „sitzen sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber, die die Kapitalanlage managen und kontrollieren“, erklärt Judith Kerschbaumer, Leiterin Sozial- und Arbeitsmarktpolitik bei ver.di, gegenüber der ARD. Die Beschäftigten haben folglich ein gewisses Mitspracherecht. Dabei können sie zum Beispiel auch darauf hinwirken, dass ein Teil der Gelder in nachhaltige und umweltbewusste Geldanlagen fließt.
Auch für Firmen, die das Modell anbieten, gibt es einen Vorteil. Bisher war es je nach vereinbarter Betriebsrente so, dass sie für die Höhe der Renten haften. Gerät der Lebensversicherer oder die Pensionskasse in Schieflage, mussten sie folglich den Fehlbetrag ausgleichen. Das ist im neuen Tarifpartnermodell nicht mehr so: Unternehmen werden enthaftet. Gerade für kleine und mittlere Betriebe bedeutet das also weniger Risiko. Idee des Tarifpartnermodells war es folglich auch, das mehr Firmen eine solche Betriebsrente anbieten. Beteiligt sich der Arbeitgeber daran, ist es ein potentielles Instrument, um Fachkräfte zu binden.
Wie immer in der betrieblichen Altersvorsorge gilt aber: Beschäftigte wie Firmen sollten sich bei diesen komplexen Varianten von einem Fachmann bzw. einer Fachfrau beraten lassen. Das gilt besonders, wenn nun Arbeitnehmer plötzlich vor die Wahl gestellt werden, ihren alten Vertrag freiwillig gegen einen neuen nach dem Tarifpartnermodell auszutauschen. Schließlich geht es darum, im Alter ausreichend abgesichert zu sein!